5 Elemente und Iaido

Der Elemente-Ansatz in den chinesischen Kampfkünsten enthält fünf Elemente – 木 (Holz), 火 (Feuer), 土 (Erde), 金 (Metall) und 水 (Wasser), die mit bestimmten Eigenschaften verbunden sind. Eigentlich ist die sehr alte Lehre (›Wuxing‹ — cirka 300 v.Chr. erste Aufzeichnung) im westlichen Sinne unwissenschaftlich. Andererseits ist sie praktisch und man kann mit ihr als konzeptionelles Thema Prinzipien von Bewegung, Angriff und Verteidigung in Iaido besser verstehen.

Zuordnung zu Kata

Spekulativ könnte man Iaidokata Elementeeigenschaften (in der inneren chinesischen Kampfkunst Hsing-I gibt z.B. es explizite Formen und ›Fäuste‹ und bilden die Basis) zuordnen. Relevanter erscheint die Identifikation innewohnender Eigenschaften.

  • Jin (金): Metall. Metall ist mit Präzision und Klarheit verbunden. Die Bewegungen sind oft scharf, direkt und effizient. Als bestimmendes Material unseres Werkzeugs Schwert ist es als innewohnendes Element Bestandteil aller Formen und verkörpert diese Kampfkunst. Eine bestimmte Kata kann damit nicht symbolisch stehen.
  • Mu (木): Holz. In den chinesischen Kampfkünsten repräsentiert Holz Wachstum und Expansion. Die Bewegungen sind oft geradlinig, aufstrebend und energiegeladen. Wachstum und Expansion zeigen sich im Ablauf einer Form. Aus dem Ruhezustand einer Iaidokata erwächst eine Idee und dadurch die passende Aktion. Die Kata Gyakuto aus der Omori Ryu zeigt ein schönes Bild dazu.
  • Huo (火): Feuer. Feuer steht für Energie, Dynamik und Schnelligkeit. Techniken können schnell, impulsiv und kraftvoll sein. Die Form Shihogiri aus der Okuden charakterisiert die vernichtende Zerstörungskraft eines Feuers.
  • Tu (土): Erde. Erde symbolisiert Stabilität und Ausgewogenheit. Kampftechniken konzentrieren sich auf Standfestigkeit, Gleichgewicht und Bodenhaftung. Ob die Kata Mae des Seitei Iai diese Eigenschaft in sich trägt, kann jeder erfahren.
  • Shui (水): Wasser. Wasser repräsentiert Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Kampfkunstbewegungen können fließend, zirkulär und geschmeidig sein. Die Form Ukenagashi des Seitei Iai enthält die flüssige (passive) Anpassparkeit von Wasser in einer gleitenden Bewegung.

Wandlungsphasen

Die Lehre der fünf Elemente enthält u.a. zwei Zyklen, die fünf Wandlungsphasen. Es geht um das Entstehen und Vergehen.

Wachstumszyklus, Sheng  生

Wachtumszyklus 5 ElementeEr beschreibt die Wechselwirkung zwischen den Elementen und wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Im Wachstumszyklus fördert jedes Element das Wachstum des nächsten. Zum Beispiel fördert Holz das Wachstum des Feuers, da Feuer Holz verbrennt und dadurch Nährstoffe für die Erde liefert. Die Erde wiederum nährt Metall, indem sie Mineralien bereitstellt, aus denen Metalle gewonnen werden. Metall lässt Wasser kondensieren, und Wasser wiederum nährt Holz, indem es Pflanzen bewässert.

Interessant für das Iaidoüben erscheint mir, wie man die Bilder metaphorisch verstanden auf das Üben selbst beziehen kann. ›Holzenergie‹, also die klare, folgerichtige Ausführung einer Kata in Expansion fördert ›Feuer‹, also die starke Energie. Mit dieser Energie wird das Katana (Metall) aufgeladen — aber nur, wenn das Erdelement, die Verwurzelung stimmt.
Es reicht demnach kraftvolles Training, körperliche Stärke allein nicht aus, um erfolgreich zu werden. Ein Beispiel fürs Üben? Prüfe auf Eckiges in der Abfolge von Techniken (z.B. Chiburi, Furikaburi. Das ist allgemein ineffizienter als weiche Bewegungen. Verliert sich allerdings die innewohnende Kraft, der Vektor von Bewegung, ist das Weiche zu kraftlos.

Vernichtungszyklus, Ke  克

Schwächungszyklus 5 ElementeDieser Zyklus beschreibt, wie sich die Elemente gegenseitig kontrollieren oder hemmen. In diesem Zyklus schwächt jedes Element das nächste. Zum Beispiel löscht Feuer Holz aus, da Feuer Holz verbrennt. Holz wiederum saugt Wasser auf. Und schließlich korrodiert Wasser Metall. Metall pflügt die Erde. Erde erstickt Feuer.

Fazit

Die Zyklen erklären metaphysisch Wandlungsphasen, besser –Möglichkeiten und damit ein angenommenes Gleichgewicht in der Natur in Bewegung (Panta rhei = alles fließt). Diese Auffassung wird auch heutzutage als universelles Prinzip anerkannt. Somit haben die Chinesen Modelle für viele Lebensbereiche geschaffen, aber das führt hier zu weit. Wesentlich ist die Erkenntnis verschiedener Energiezustände und –Zusammenhänge, die für das Feld der Kampfkünste interessante, wenn auch unwissenschaftliche Erklärungsmuster bereit hält. Wissen und Fähigkeiten sind zwei unterschiedliche Gebiete. Wie immer ist richtige Praxis die einzige Möglichkeit, Wissen in Können umzuwandeln.

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