Hakama Sabaki — die Flügeldiskussion

Kleine Bewegungen beim Iai allgemein und Hakamasabaki

Jeder kennt den Aha-Moment, wenn man erkennt, dass beim Iaido auch die ›einfachen Bewegungen‹ sorgfältig geübt sein sollten. Ein Beispiel: Ohne vernünftiges Saya-Abziehen mit der linken Hand (= Sayabiki) könnte entschlossenes Bewegen des Schwertes bei gleichzeitiger Wendung (z.B. bei der ZNKR-Kata Ganmenate) fatal sein. Ein splitterndes Knacksen kündet dem Übenden vom Ende des Sayaholzes, das in diesem Moment der hastigen Klingenführung nachgibt.
Nun fragt man sich, wie man beim Hinsetzen in den Kniesitz (Seiza) vernünftig seinen Hakama ordnet:

a) mit kräftigen Schlag links-rechts die Rockschöße weit ausbreiten oder
b) möglichst soft den Stoff beiseite bringen?

Die Essenz des Iaido

Im Herzen des Iaido liegt die Perfektionierung der Selbstkontrolle und der Bewegung. Es ist eine Kunstform, die über Jahrhunderte hinweg verfeinert wurde, und jede Geste hat eine Bedeutung. Die Art und Weise, wie ein Praktizierender seinen Hakama handhabt – das traditionelle Kleidungsstück, das während der Ausübung getragen wird –, ist auch Spiegelbild seines Verständnisses für (Selbst)Kontrolle und Disziplin.

Minimalismus vs. Show

Die Diskussion um den Hakama-Sabaki, die Bewegung, die Rockschöße des Hakama beim Hinsetzen gleichmäßig zu spreizen, kommt immer wieder auf. Einige argumentieren, dass ein auffälliges Spreizen der Enden – der sogenannte ›Flügel‹-Look – ästhetisch ansprechend ist und zum richtige Auftritt des Iaidokas beiträgt. Andere hingegen sehen darin eine unnötige und übertriebene Geste, die der Philosophie des Iaido widerspricht, wo Effizienz und Bescheidenheit vorherrschen sollten. Ergänzend kann man zur ständigen Forderung eines deutlichen ›Schlagsounds‹ beim Hakamasabiki (japanische Lautmalerei: »Hatta-hatta!«) auch auf die Diskussion über die richtige ›Lautstärke‹ eines Schwertschnitts eingehen. Das ist aber genauso Quatsch, denn an dieser Stelle müsste man eher von einer ›Schlagtechnik‹ sprechen. Ich schweife ab.

Effizienz über Ästhetik

Diejenigen, die für eine minimalistische Bewegung plädieren, betonen, dass Iaido mehr als nur eine physische Übung ist; es ist eine geistige Disziplin, bei der jede unnötige Bewegung als Ablenkung von der wahren Essenz angesehen wird. Ein subtiles Hakama-Sabaki, das gerade genug ist, um nicht mit Verwicklung oder Drauftreten auf den Hakamasaum über die eigenen Füße zu stolpern, zeigt ein höheres Maß an Geschicklichkeit und Kontrolle. Souveränität zeigt sich nicht daran, wie groß man erscheint, sondern wie präzise und bewusst jede Bewegung ausgeführt wird.

Fazit

Wenn wir uns hochrangige Iaido-Wettbewerbe ansehen, wird deutlich, dass die Meister der Kunst keine theatralischen Gesten benötigen, um ihre Fähigkeiten und Selbstbewußtsein zu demonstrieren. Vielleicht sollten wir uns von der Vorstellung lösen, dass unsere Hakama-Enden ein ›majestätisches‹ Aussehen erzeugen müssen. Stattdessen könnten wir uns darauf konzentrieren, unsere Bewegungen so zu verfeinern, dass sie Eleganz und Kontrolle verwirklichen – leise, effizient und ohne unnötiges Aufsehen.

Studiere Hakamasabaki

Hier aus der Serie von Wettkämpfen: 58. All Japan Iaido-Turnier, 7. Dan Division.

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