Ideale Schwertlänge

Mein erstes Iaito.

Alle Iaidokas erinnern sich an den Kauf ihres ersten Iaitos. Damit tritt man wirklich in die Riege der Schwertkämpfer ein. Das Training wird ernst(hafter). Sicher, auch ein Bokken (Holzschwert) ist eine re­spek­table Waffe, die selbst ein ›Schwertgott‹ wie Musashi benutzt hat. »Richtiges« Iaidoüben geht aber nicht ohne Schwert. Die Auswahl geeigneter Be­waffnung findet meistens nach fol­gen­den Kri­terien statt:

  1. Preis
  2. Aussehen
  3. Länge

Und gerne in der oben angeführten Reihenfolge. Das ist zunächst einmal verständlich. Iaitos sind durch die Import­modalitäten recht teuer geworden, sprengen aber auch nicht unbedingt den Preisrahmen. Jede Sportart hat zur Ausübung einen finanziellen Aufwand. Manche weniger (z.B. Joggen), manche mehr (z.B. Surfen). Dennoch wird auch zu billigen Angeboten gegriffen, vor denen in bestimmten Fällen dringend gewarnt werden muss! Klingt langweilig, ist aber besser: das Aussehen gehört an die letzte Stelle aller Auswahlkriterien.

Mal eben die Länge

Die Auswahl der Länge eines Iaitos geschieht nach Erfahrungssätzen oder nach Tabellen. Bekannt ist die Regel, das Schwert am Griff seitwärts zu halten. Die Spitze darf nicht den Boden berühren, dann ist die Klingenlänge korrekt. Diese Faustregel ist unzuverlässig! Am besten ist ein Ausprobieren mit verschiedenen »Lifeiaitos«, die man sich von netten Vereinsmitgliedern leiht. Wenn man damit schwingt, dann wird auch einem Anfänger deutlich, welche enormen Auswirkungen die Schwertlänge hat. Zunächst sollte die Länge nicht übermäßig kurz und nicht zu lang sein. Zu kurze Iaitos werden vom Übenden »geschlagen« und nicht geführt. Zu lange Iaitos reissen den Oberkörper eines Übenden mit. Seitlich sieht man es gut, ob der Oberkörper ins Schwingen gerät. Deshalb sollte für eine »Anprobe« jemand zusehen, am besten der eigene Sensei.

Iaitolänge und Üben

Die richtige Schwertlänge bestimmt enorm die »Qualität« des Iaidoübens. Wie kommen Schwertlänge und Kataausführung zusammen? Zunächst einmal wenig. Das Schwert wirkt mit seinem Gewicht von cirka 1 kg gegen Dein Körper­gewicht von angenommen 70kg. Man kann daher sein Schwert unabhängig von voller körper­licher Beteiligung schwingen. Sicher wird KiKenTaiIchi angestrebt. Allerdings verrät selbst zeitgleiches Bewegen von Schwert und Körper wenig über die rechte innere Qualität einer Schwertbewegung. Schwertbewegung, Körper­einsatz und Wille sollen zu einem Ganzem verschmelzen. Ist ein Schwert zu kurz und zu leicht, kann ein Übender nicht diese Forderung erfüllen. Er fühlt nicht die Seele des Schwerts. Hier ein Vergleich aus dem Alltag: wie bewegst Du einen Besen mit langem Stiel und wie einen Handfeger?

Ist Dein Schwert zu schwer und zu lang, dann ist es aufgrund der Beschleunigungs­­kräfte und der daraus resultiernden Gewichtig­keit nicht möglich, mit dem Schwert »zusammen zu bleiben«. Man verliert seine Mitte. Alltags­beispiel: vergleiche, wie unter­schiedlich Du mit einem Hammer- und wie Du mit einer Axt hantieren würdest.

Fazit

Ich habe eine eigene Faustregel zur Ermittlung der passenden Schwertlänge: sie sollte einer Schrittlänge entsprechen. Da diese Regel allerdings sehr ungenau ist, empfehle ich sorg­fältiges (mehrfaches) Ausprobieren diverser Schwertlängen, um gefühlte Stimmigkeit mit den eigenen Voraussetzungen zu finden. Sei pingelig: die Unter­schiede sind klein, haben aber große Folgen.

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